Veröffentlicht am 07.07.2021

Insektenschutz: Auftaktveranstaltung zum Projekt „VIA Natura 2000“ – Projekt für blühende Säume in der Agrarlandschaft

Jessel: „Projekt von bundesweitem Interesse“ / Siegesmund: „Biodiversität ist zentrale Zukunftsaufgabe“ /Peisker: „Vielfältigere Landschaft schaffen“

Mit gras- und krautbewachsenen Randstreifen zwischen Acker und Feldweg, sogenannten Feldrainen, wird der Insektenschutz in Thüringen verstärkt. „VIA Natura 2000“ ist ein Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt und wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) in Höhe von rund 4,8 Millionen Euro gefördert, sowie vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz mit rund 600.000 Euro finanziert.

In den kommenden Jahren sollen über das umfangreiche Verbundprojekt, für das sich die Stiftung Naturschutz Thüringen mit den Trägern von fünf Natura 2000-Stationen und der Umwelt- und Agrarstudien GmbH aus Jena zusammengeschlossen hat, viele weitere blühende Saumstrukturen entlang von Feldwegen, Äckern und Wiesen in den besonders intensiv genutzten Agrarregionen Thüringens angelegt und gepflegt werden. Zur Umsetzung der Maßnahmen erfolgt eine intensive Beratung und Abstimmung mit Gemeinden, Landwirtschaftsbetrieben, Eigentümerinnen und Eigentümern und weiteren Akteuren.

Zur Auftaktveranstaltung mit dem BfN und der Präsidentin Prof. Beate Jessel geht es nach Riethnordhausen im Landkreis Sömmerda. Mit dem heutigen Termin wird die aufgrund der Pandemiebeschränkungen verschobene Auftaktveranstaltung des im vergangenen Jahr gestarteten Naturschutzprojektes nachgeholt. In Riethnordhausen konnte für die Anlage und zukünftige Pflege eines neuen blühenden und insektenfreundlichen Saums auf einer rund 300 Meter langen und drei Meter breiten Gemeindefläche der ortsansässige Landwirtschaftsbetrieb Universal-Agrar GmbH gewonnen werden. Aufgrund der günstigen Witterung im Frühjahr ist das Saatgut sehr gut aufgegangen und wird zukünftig Insekten und anderen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten.

Dazu erklärt Prof. Jessel: „Blütenreiche Randstrukturen von Feldern und Wegen sind in der Agrarlandschaft immer seltener geworden. Dabei bieten solche Saumbiotope vielfältige ökologische Nischen, die insbesondere für Insekten, darüber hinaus aber für viele andere Arten der Agrarlandschaft von hohem Wert sind. ‚VIA Natura‘ will nun in einem Projektgebiet, das mehr als der Hälfte des Bundeslandes umfasst, intakte Saumbiotope schaffen. Die Projektergebnisse werden bundesweit von großem Interesse sein, denn in Thüringen sind viele verschiedene Natur- und Ackerräume zu finden, sodass die hier gewonnenen Erkenntnisse auch auf andere Regionen übertragen werden können.“

Umweltministerin Anja Siegesmund ergänzt: „Der Schwund an Insekten, und damit zusammenhängend auch an vertrauten Wiesen- und Feldvögeln wie zum Beispiel der Feldlerche ist immer noch dramatisch. Das Projekt „VIA Natura 2000“ wirkt diesem negativen Trend erfolgreich entgegen. Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist genau wie der Klimaschutz eine zentrale Zukunftsaufgabe.“

Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz Thüringen, Denis Peisker: „Das Vorkommen vieler Arten der Agrarlandschaft ist untrennbar mit der Landwirtschaft verbunden. Im Insektenschutzprojekt „VIA Natura 2000“ engagiert sich unser Projektteam deshalb unter anderem gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben und Kommunen für eine artenreichere, vielfältigere Landschaft und einen verbesserten Biotopverbund für Insekten und andere Tiere.“

Ziel des Vorhabens „VIA Natura 2000“ ist es unter anderem, über die gesamte Projektlaufzeit von Mai 2020 bis April 2026 mindestens 55 Hektar blütenreiche Feldraine auf Basis einer umfassenden Biotopverbundplanung neu einzusäen. Dadurch entstehen stabile Ökosysteme, die das Einwandern von problematischen Pflanzenarten verhindern und nützliche Insekten z.B. Bestäuber und natürliche Schädlingsbekämpfer fördern.

Mit einem Fotowettbewerb, der am 08.07.2021 startet, möchte das Projektteam Interessierte aufrufen, um bunte, blühende Feldraine in der Landschaft zu fotografieren. Weitere Informationen über die Rahmenbedingungen erhalten Sie auf www.via-natura-2000.de.

Hintergrund:

Seit Jahren wird ein starker Rückgang von Lebensräumen unserer heimischen Insekten beobachtetet. Ziel des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Projektes „VIA Natura 2000“ ist es, die historisch gewachsene Kulturlandschaft in einigen Bereichen Thüringens durch die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Landwirtschaft, Kommunen und weiteren Interessierten zu schützen. Im Vordergrund steht dabei die Verbesserung des Biotopverbundes insbesondere zwischen Natura 2000-Gebieten und eine Erhöhung der Artenvielfalt. Blütenbesuchende Insekten profitieren davon besonders.  Die regionalen Verbundpartner sind: Landschaftspflegeverband Altenburger Land e.V. (Natura 2000-Station „Osterland“), Naturforschende Gesellschaft Altenburg e.V. (Natura 2000-Station „Gotha/Ilm-Kreis“), Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser e.V. (Natura 2000-Station „Südharz/Kyffhäuser“), Wildtierland Hainich gGmbH (Natura 2000-Station „Unstrut-Hainich/Eichsfeld“), Landschaftspflegeverband Mittelthüringen e.V. (Natura 2000-Station „Mittelthüringen/ Hohe Schrecke“).  Weitere Informationen finden Sie auch auf den Seiten des Bundesamtes für Naturschutz: biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/via-natura-2000.html

  • Foto: Diana Ortmann
  • Foto: Nina Bader
    Foto: Nina Bader
  • Foto: Cornelia Weist
  • Foto: Nina Bader

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