Was sind Feldraine?
Feldraine sind mit heimischen Gräsern und Wildblumen bewachsene Streifen. Sie befinden sich zwischen oder am Rand von Feldern. Um ihre Artenvielfalt zu erhalten, sollten Feldraine langfristig erhalten und gepflegt werden.
Warum sind Feldraine keine Blühstreifen?
Feldraine sind mit Blühstreifen nicht zu verwechseln! Genau wie Feldraine können sich auch Blühstreifen länglich durch die Agrarlandschaft ziehen. Im Gegensatz zu den gezielt angelegten Blühstreifen sind Feldraine in der Kulturlandschaft natürlich entstanden. Während Blühstreifen i.d.R. nur ein bis fünf Jahre existieren, bleiben Feldraine dauerhaft bestehen. Unterschiedlich ist demzufolge auch die Artenzusammensetzung der Tiere und Pflanzen. Feldraine setzen sich aus Wildpflanzen wie Bunte Kronwicke, Sichelmöhre und Weiße Lichtnelke zusammen. In Blühstreifen findet man häufig Arten wie Sonnenblume, Phazelie und Ringelblume.
Was sind die Vorteile der Anlage bzw. Aufwertung von Feldrainen über das Projekt?
- PächterInnen oder EigentümerInnen von geeigneten Flächen erhalten eine finanzielle Förderung für die Anlage der Feldraine (Saatgut, Bodenbearbeitung, Ansaat, Entwicklungspflege)* und werden hinsichtlich der Fördermöglichkeiten beraten.
- Die Maßnahmen tragen zum Erosionsschutz intensiv genutzter Flächen bei und fördern ein intaktes Bodenleben.
- Feldraine sorgen mit ihren tiefen Wurzeln (bis etwa 2 Meter) für einen höheren Wasserrückhalt in der Landschaft.
- Es entstehen wichtige Habitate v. a. für Insekten, die wichtige Ökosystemleistungen wie die Bestäubung oder die biologische Schädlingsbekämpfung erbringen.
- Durch die lineare Struktur der Saumbiotope kann der Biotopverbund verbessert und Lebensräume können vernetzt werden. Dies ermöglicht auch den genetischen Austausch und die Wiederbesiedelung von Lebensräumen.
- Intakte und stabile Säume erschweren die Ausbreitung von Problemarten wie z. B. der Acker-Kratzdistel sowie von Neophyten wie z. B. der Orientalischen Zackenschote, wovon Landbewirtschaftende auf ihren angrenzenden Ackerflächen profitieren.
- Es erfolgt eine Aufwertung des Landschafts- und Ortsbildes, auch im Hinblick auf Naherholung und Tourismus .
- Maßnahmenumsetzende, z. B. landwirtschaftlichen Betriebe oder Kommunen profitieren von einer Image-Aufbesserung.
*sofern keine anderweitige Fördermöglichkeit o. rechtl. Verpflichtung bestehen
Unsere Saatgutmischungen
Wir verwenden bei der Anlage von Feldrainen ausschließlich Regiosaatgut entsprechend der jeweiligen Herkunftsregion. Das Saatgut wird zur Aussaat mit einem Füllstoff (z. B. Maisschrot) aufgemischt, um eine gleichmäßige Verteilung auf der Fläche zu gewährleisten. In manchen Fällen geben wir einen Schnellbegrüner-Mix hinzu. Das gewährleistet einen besseren Ansaaterfolg und das Auflaufen unerwünschter Arten wird reduziert. Leider sind nicht in jedem Jahr alle Wildpflanzenarten lieferbar, deshalb kann es zu Abweichungen der Artenzusammensetzung und der Mengenanteile kommen.
Saatgutmischung für trockene Standorte
Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Mischungsanteil (Gewicht) Achillea millefolium Gemeine Schafgarbe 0,59% Agrimonia eupatoria Gemeiner Odermenning 13,38% Anthemis tinctoria Färberkamille 1,11% Betonica officinalis Heil-Ziest 1,53% Briza media Gemeines Zittergras 8,21% Centaurea jacea Wiesen-Flockenblume 3,70% Clinopodium vulgare Gemeiner Wirbeldost 1,17% Consolida regalis Feld-Rittersporn 2,11% Cynoglossum officinale Gewöhnliche Hundszunge 6,66% Daucus carota Wilde Möhre 2,93% Echium vulgare Gewöhnlicher Natternkopf 1,70% Falcaria vulgaris Gemeine Sichelmöhre 0,54% Festuca rupicola Furchen-Schaf-Schwingel 5,87% Galium album Wiesen-Labkraut 1,76% Galium verum Echtes Labkraut 1,47% Helianthemum nummularium Gewöhnliches Sonnenröschen 0,65% Helictotrichon pubescens Flaumiger Wiesenhafer 9,39% Hypericum perforatum Tüpfel-Johanniskraut 0,65% Inula conyzae Dürrwurz-Alant 1,17% Knautia arvensis Acker-Witwenblume 4,14% Lathyrus tuberosus Knollen-Platterbse 3,75% Leucanthemum vulgare Wiesen-Margarite 2,35% Linaria vulgaris Gemeines Leinkraut 0,18% Lotus corniculatus subsp. corniculatus Gewöhnlicher Hornklee 3,52% Malva moschata Moschus-Malve 2,64% Origanum vulgare Oregano 1,17% Pastinaca sativa Pastinak 5,28% Plantago media Mittlerer Wegerich 0,35% Poa angustifolia Schmalbl. Wiesen-Rispengras 0,70% Potentilla verna Frühlings-Fingerkraut 1,06% Reseda lutea Gelbe Resede 0,70% Reseda luteola Färber-Resede 0,18% Salvia pratensis Wiesen-Salbei 4,22% Scorconeroides autumnalis Herbst-Schuppenlöwenzahn 2,05% Silene latifolia ssp. alba Weiße Lichtnelke 0,95% Silene vulgaris Traubenkopf-Leimkraut 0,82% Trifolium pratense Rot-Klee 1,06% Verbascum lychnitis Mehlige Königskerze 0,29% Saatgutmischung für frische Standorte
Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Mischungsanteil (Gewicht) Achillea millefolium Gemeine Schafgarbe 0,45% Agrimonia eupatoria Gemeiner Odermenning 17,01% Barbarea vulgaris Gewöhnliches Barbarakraut 0,60% Betonica officinalis Heil-Ziest 2,91% Briza media Gemeines Zittergras 10,44% Centaurea jacea Wiesen-Flockenblume 3,92% Consolida regalis Feld-Rittersporn 2,69% Crepis biennis Wiesen-Pippau 1,34% Daucus carota Wilde Möhre 3,73% Filipendula ulmaria Echtes Mädesüß 1,04% Galium album Wiesen-Labkraut 2,24% Galium verum Echtes Labkraut 1,87% Hypericum perforatum Tüpfel-Johanniskraut 0,41% Knautia arvensis Acker-Witwenblume 7,01% Leucanthemum vulgare Wiesen-Margarite 2,09% Linaria vulgaris Gemeines Leinkraut 0,34% Lotus corniculatus subsp. corniculatus Gewöhnlicher Hornklee 2,69% Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke 1,04% Lysimachia vulgaris Gewöhnlicher Gilbweiderich 0,45% Lythrum salicaria Gewöhnlicher Blutweiderich 0,15% Malva sylvestris subsp. sylvestris Wilde Malve 3,36% Pastinaca sativa Pastinak 6,71% Poa angustifolia Schmalbl. Wiesen-Rispengras 1,45% Prunella vulgaris Kleine Braunelle 2,09% Reseda luteola Färber-Resede 0,23% Saponaria officinalis Echtes Seifenkraut 3,58% Scorzoneroides autumnalis Herbst-Schuppenlöwenzahn 1,19% Silene dioica Rote Lichtnelke 1,34% Silene latifolia ssp. alba Weiße Lichtnelke 1,81% Trifolium pratense Rot-Klee 0,67% Verbascum densiflorum Großblütige Königskerze 0,22% Helictotrichon pubescens Flaumiger Wiesenhafer 14,92%
Umgesetzte Feldraine des Projektes "VIA Natura 2000"
Im Bundesprojekt „VIA Natura 2000“ konnten bereits 69 arten- und blütenreiche Feldraine für den Biotopverbund angelegt werden. Mit zunehmender Dauerhaftigkeit fühlen sich immer mehr Wildbienen, Schwebfliegen, Heuschrecken, Tag- und Nachtfalter, Vögel, Niederwild sowie viele weitere Tier- und Pflanzenarten in den Flächen wohl, denn sie gewinnen neue Lebensräume und profitieren von deren Vernetzung.
Das haben wir bisher geschafft:
Umsetzungsbeispiele:
Landkreise Greiz/Altenburger Land/Gera
Feldrain am Ortsrand von Naundorf
Im Teilprojektgebiet des Landschaftspflegeverbands Altenburger Land e.V. als Träger der Natura 2000 Station Osterland entstand im Herbst 2021 am Ortsrand von Naundorf ein 150 Meter langer und 16 Meter breiter Feldrain.
Der Feldrain ist ein blühender Hingucker für die AnwohnerInnen und schützt zugleich vor Immissionen der angrenzenden Ackerflächen.
Landkreis Gotha/Ilm-Kreis
Aus ehemaligem KULAP-Blühstreifen wird Feldrain!
In Kleinhettstedt wurde im Jahr 2021 ein ehemaliger Blühstreifen in einen Feldrain umgewandelt. Auf einer Länge von 260 Metern und einer Breite von ca. 10 Metern wurde das standortangepasste Wildpflanzensaatgut ausgebracht. Noch in der Samenbank des Bodens enthaltene Kulturarten wie Phazelie und Mauretanische Malve wurden durch einen Schröpfschnitt zurückgedrängt. Nun bietet der blütenreiche Feldrain heimischen Insekten ein reiches Nahrungsangebot.
Landkreis Nordhausen/Kyffhäuserkreis
Bisher größte Flächenansaat bei Rüxleben mit ca. 2 Kilometer Länge
Das nordthüringische Rüxleben hat eine große Fläche für die Wiederherstellung eines artenreichen Feldrains zur Verfügung gestellt. Sie ist etwa 2 Kilometer lang und 8 Meter breit. Ein halbes Jahr nach der Ansaat wurden dort bereits Feldhase, Braunkehlchen und Rebhuhn gesichtet. Die Anwohnerinnen und Anwohner sind über das blütenreiche Bild in der Landschaft froh, das auch vielen Tieren der Feldflur als neues Zuhause dient.
Landkreis Eichsfeld/Unstrut-Hainich-Kreis
Feldrain am Grünen Band in Böseckendorf
Am Grünen Band, in Böseckendorf, wurde im Mai 2022 ein 800 Meter langer und 9 Meter breiter Feldrain am Rand eines Ackers angelegt. Aufgrund der günstigen Witterung konnten viele der angesäten Arten bereits wenige Wochen nach der Anlage erfolgreich keimen, sodass im Juli ein erster Schröpfschnitt durchgeführt wurde. Der Feldrain bietet eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten in der blütenarmen Landschaft.
Landkreise Weimarer Land/Sömmerda/Stadt Weimar
Artenreicher Feldrain mit stark gefährdetem Sommer-Adonisröschen in Altenbeichlingen
Auf einer Fläche der Stadt Kölleda in Altenbeichlingen wurde im September 2021 ein 1.580 Meter langer und 8 Meter breiter Feldrain angelegt. Die erste Pflegemahd erfolgte im Juli 2022 mit einer Schnitthöhe von 40 Zentimeter. Dabei wurde nur die eine Hälfte der Fläche geschnitten, um Insekten weiterhin einen Rückzugsraum zu bieten.
Biotopverbundkonzept
vorliegende Biotopverbundkonzepte
am Beispiel von Altenbeichlingen
Zum weiterlesen und Stöbern
Neben dem "VIA Natura 2000-Projekt" setzen sich auch viele andere Projekte und Organisationen für eine artenreiche Agrarlandschaft ein.
Einige Beispiele zum weiterlesen und -klicken sind deshalb hier aufgeführt:
- Mit der Handy App Flora Incognita können Pflanzen recht zuverlässig per KI bestimmt werden. Folgend werden viele Information zu der jeweiligen Pflanze gegeben. Die App lässt sich über Goolgle Play, AppGallery und den App Store kostenfrei beziehen.
- Das Bayrische Landesamt bietet mit der Publikation Pflege von Hecken und Feldgehölzen ausführliche Informationen zur fachgerechten Umsetzung von mit Bäumen und Sträuchern bestandenen Säumen.
- Auf der Website www.offenlandinfo.de finden sich zahlreiche Hinweise zum Management naturschutzfachlich wertvoller Grünflächen sowie die Ergebnisse aktueller wissenschaftlichen Projekte der Hochschule Anhalt. Zum Beispielt der sehr informative Praxisleitfaden zur Etablierung von Säumen und Feldrainen.
- Der Leitfaden zur Verwendung von gebietseigenem Saat- und Pflanzgut krautiger Arten in der freien Natur Deutschlands des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zeigt Bezugsquellen für regionales, gebietsheimisches Saatgut auf und gibt hilfreiche Tipps zur Anwendung.
Es folgen unsere eigenen Veröffentlichungen für die Praxis: